Wie fängt man einen Artikel über eine Tragödie an, die einen zum einen sprachlos zurücklässt und zum anderen so viel in einem auslöst? Ich war in Brandenburg, als ich von dem Erdbeben in Nepal (#NepalEarthquake) zum ersten Mal gelesen habe. Meine Zeit in Kathmandu liegt zwar schon eine Zeit zurück, aber ich habe weiterhin eine besondere Verbindung zu diesem Land. Meine Bekannten, die ich 2009 in meinen 4 Monaten vor Ort für FAITH kennengelernt habe, habe ich dank Facebook nicht ganz aus den Augen verloren. Sie alle haben dieses Unglück überlebt, stehen aber jetzt vor den Trümmern ihrer Häuser oder Wohnungen. Zukunft: ungewiss.
Destroyed house of this elder woman in Gorkha district, just days after Nepal Earthquake
Seit letztem Samstag dominiert die Naturkatastrophe in einem der ärmsten Länder dieser Welt die Nachrichten, es wird viel über die Toten (Stand heute: über 5.000) und über die Verwüstungen in Kathmandu berichtet. Hilfskonvois kommen auf Grund der Infrastruktur nur schleppend voran, der Flughafen kann die vielen ankommenden Transportflugzeuge gar nicht schnell genug landen lassen. Bei dieser Berichterstattung wird schnell vergessen, dass sich ein Großteil der Tragödie um Kathmandu herum und noch viel mehr in den ländlichen Regionen und Tälern abspielt. Gebiete, die schwer zugänglich sind – auch ohne Erdbeben. Gebiete, in denen noch gar nicht klar ist, wie schwerwiegend die Schäden sind und ob die Vermissten noch gefunden werden.
Nabin Baral
In einem dieser Gebiete, im Gorkha Distrikt – dem Zentrum des Erdbebens, ist Nabin Baral unterwegs. Ich kenne ihn seit meiner Zeit in Nepal. Von seiner Frau und seinem Kind getrennt, dokumentiert er die Auswirkungen der Katastrophe und versucht, den Menschen vor Ort zu helfen.
I am in Gorkha Epicentre to cover the pain and to help people as much as I can. Every day I am travelling to villages from gorkha district headquarters to cover and help people whatever I can. And I return back to the headquarters every evening so that I can communicate with the rest of the world. I am sad that everyone is only focussing on Kathmandu and Everest region, but the real pain is also here in Gorkha village.
Nabin Baral, 29.4.2015
Die Fotos, die er mir von den ersten Tagen nach dem Erdbeben geschickt hat, sind bedrückend. Sie machen mich fassungslos und nehmen diesem Unglück seine Abstraktheit. Unmittelbar fühle ich mit Nabin, seiner Familie, den Menschen aus dem Gorkha Distrikt und den vielen anderen, die nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihre Familien verloren haben.
An injured man being helped by Nepalese security personal
An Indian Army Helicopter trying to land in Gorkha Headquarter to take Nepalese army to Remote Village of Gorkha District for Rescue
An elderly man treating at Gorkha Hospital. He was injured at epicenter, the Barpak Village of Gorkha.
Bisal Gurung 13, from Swara Village, Gorkha, gets first aid treatment at Gorkha District Hospital after four days of Earthquake. He was airlifted from his village.
Anil Sapkota
Neben Nabin habe ich seit dem Unglück auch Kontakt mit Anil Sapkota. Auch ihn lernte ich in meiner Zeit in Nepal kennen, wobei wir uns auch in Deutschland hätten treffen können: er studierte schließlich in Münster. Danach zog es ihn wieder in sein Heimatland und er gründete unter anderem die VHS Bakhtapur, um den Austausch zwischen Deutschen und Nepalesen zu fördern. Auch er ist direkt von dem Erdbeben betroffen und muss notgedrungen momentan mit 13 weiteren Menschen in einem kleinen Zelt übernachten.
Anil hat in den letzten Tagen viel organisiert und auf die Beine gestellt:
- Durch All for Nepal bündelt er Informationen über das Erdbeben und über Möglichkeiten, vor Ort mit einer Spende die aktuelle Situation zu verbessern
- Über Betterplace versucht er, Notunterkünfte, Trinkwasser und Lebensmittel und vieles mehr für die Menschen zu finanzieren
Over 160 people already donated through our campaign to support our partners in Nepal. The situation in the 3 schools of our partner program easyGo – easyCome is dramatic: most of the buildings are destroyed, a lot of kids lost their parents in the earthquake.
Please help us to further support our partner Anil to bring direct relief to our partners in Bahktapur and Kuntabesi. Every Euro, every Dollar counts!
Weitere Unterstützungsmöglichkeiten
Neben der genannten Soforthilfe gibt es noch zwei weitere Möglichkeiten, Hilfsmaßnahmen vor Ort zu unterstützen, von denen ich weiß, dass die Spenden hierfür auch wirklich ankommen werden:
- Das niederländische Label Studio Jux produziert seit Jahren mit einer eigenen Näherei in Kathmandu vor Ort zu fairen Löhnen und guten sozialen Bedingungen. Auch ihre Näherinnen sind direkt von der Katastrophe betroffen. Daraufhin rief das Label NepalQuake ins Leben, um ihren Näherinnen und deren Familien zu helfen
20 of our 21 employees are safe. We still can’t reach the last one and are extremely worried. At least 6 of their houses are totally destroyed. They have lost all their personal belongings and need housing urgently. Food and gas prices have skyrocketed, while our tailors have to travel to their villages to take care of their families. They need our continuous support! We’ve already spent most of your generous donations for emergency goods. Please donate here and share our post. Thank you!
Studio Jux, 28.4.2015
- Ania und Iwona von P|AGE besuchten Nepal erst im Dezember 2014 und brachten ungemein viele positive Erfahrungen mit zurück nach Berlin. Sie haben kurzhand P|AGE FOR NEPAL ins Leben gerufen. Den kompletten Erlös des Verkaufs ihrer in Nepal zu fairen Bedingungen handgewebten Schals werden die beiden spenden, um den Nepalesen zu helfen
A few month ago we visited wonderful Nepal where we were greeted with so much warmth and kindness, met amazing people and experienced a fascinating culture. We are thankful that our friends over there are physically unharmed but we are heartbroken to hear the devastating news about how this terrible catastrophe destroyed the lives of most of them being left in unbearable circumstances. Now it is our time to help!
Ania und Iwona Pilch, 29.4.2015
Weitere Möglichkeiten der Unterstützung hat auch Carolin Weinkopf in ihrem Blog zusammengestellt. Natürlich ist auch eine Spende an Ärzte ohne Grenzen, das Rote Kreuz oder UNICEF sinnvoll. Neben den Möglichkeiten, einzelne Projekte zu unterstützen, gibt es auch noch folgende Spendenkonten:
- Caritas: Spendenkonto 202 bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, Bankleitzahl 66020500, IBAN DE88660205000202020202 //
- Diakonie Katastrophenhilfe: Spendenkonto 502502, Evangelische Bank, Bankleitzahl 52060410, IBAN DE68520604100000502502 //
- Aktion Deutschland Hilft: Spendenkonto 102030 bei der Bank für Sozialwirtschaft Köln, Bankleitzahl 37020500, IBAN DE62370205000000102030 //
Ich hoffe, dass sich die Nachbeben in Grenzen halten und meine Bekannten, ihre Angehörigen und alle Nepalesen diese Tragödie gemeinsam überwinden können – und wir dazu einen kleinen Teil beitragen können.
Stay strong, Nepal!
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Nabin Baral (alle Rechte vorbehalten; Kontakt kann hergestellt werden)