Wer nachhaltig shoppen möchte greift auf Second-Hand-Kleidung zurück. Diverse Plattformen haben sich in Deutschland etabliert, auf denen Kleidung aus zweiter Hand in sehr guter Qualität angeboten werden. Viele Konsument*innen sind sich dabei gar nicht bewusst, dass sie – vergleichbar mit dem Kauf neuer Kleidung – Anspruch auf Gewährleistungs- und Widerrufsrechte haben. Das liegt unter anderem an einer verbesserungswürdigen Informationspolitik der jeweiligen Plattformen, so das Umweltbundesamt.
Den Second-Hand-Trend als Gegenbewegung zum Fast-Fashion-Konsum begrüße ich aus Sicht der Nachhaltigkeit sehr. Die Bestandsaufnahme des CPC-Netzwerks hat jedoch gezeigt, dass auch im Gebrauchtwarensektor durchaus noch Handlungsbedarf zur Verbesserung des Verbraucherschutzes besteht. Wichtig ist vor allem, dass die Umweltvorteile des Second-Hand-Shoppings realistisch dargestellt und dass Verbraucher*innen über ihre Rechte informiert werden.
Dirk Messner, Präsident Umweltbundesamt
Die Behörde hat im Rahmen einer EU-weiten Untersuchung des europäischen Verbraucherschutz-Netzwerks CPC Second-Hand-Plattformen überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass fast die Hälfte der untersuchten Plattformen Verbraucher*innen nicht ausreichend über ihre Gewährleistungsrechte informiert. Nach europäischem Recht sind Online-Händler verpflichtet, klare Informationen über Verbraucherrechte bereitzustellen und dürfen keine irreführenden Werbeversprechen machen.
Zwei Kernergebnisse:
- Rund 40 Prozent der untersuchten Plattformen informieren nach dem gewonnenen ersten Eindruck nicht klar genug über das Widerrufsrecht, also das Recht, einen im Internet abgeschlossenen Vertrag innerhalb von 14 Tagen zu widerrufen.
- Rund 34 Prozent der überprüften Webseiten arbeiten mit Umweltaussagen. Nach der Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken ist die Werbung mit Umweltaussagen verboten, wenn sie irreführend ist.
Worauf du als Konsument*in bei Second-Hand-Plattformen achten kannst
- Informiere dich vor dem Kauf grundsätzlich über die Online-Plattform: Check die Adresse im Impressum und versuche, weitere Informationen über die Seriosität des Anbieters zu erlangen (z.B. über Nutzer-Kommentare)
- Nahezu jede Online-Plattform hat eine FAQ-Seite, in der es Aussagen zum Widerrufsrecht und Fristen für eine Retoure gibt. Check die Bedingungen und frage über das Kontaktformular nach, wenn die Informationen nicht andeutig sind
- Wenn du Zweifel an dem Anbieter oder den Bestell- und Retouren-Bedingungen hast, entscheide dich gegen den Kauf. Auch wenn es schwerfällt, wenn man ein tolles Kleidungsstück gefunden hast, solltest du sicher sein, dass du es auch im Zweifel wieder zurücksenden kannst
- Wende dich an deine lokale Verbraucherschutzzentrale und melde die Plattform. Nur so können wir als Verbraucher*innen Druck auf die Anbieter ausüben