Kennt ihr dieses wunderbare Gefühl, diese Vorfreude auf etwas Neues? So geht es mir seit dem gemeinsamen Ausflug mit René vor 2 Wochen, der uns an einen Ort entführte, den so viele Menschen tagtäglich frequentieren und wahrscheinlich gar nicht genau hinsehen. Der S-Bahnhof Schöneberg sollte die Kulisse für unsere erste gemeinsame Fotoserie „Z² – Zahn und Zieger unterwegs“ sein.
Nach dem Split bei Kalinka.Kalinka – wir gingen im Guten auseinander – suchte ich nach einer neuen Möglichkeit, Grüne Mode in Szene zu setzen. Mit mir im Bild, aber nicht zwangsläufig im Mittelpunkt. Das Neue sollte mehr sein als bloß another outfit post. Nach einigen gemeinsamen Gehirnwindungen war René und mir zwar noch nicht klar, wie das Ganze am Ende aussehen wird, aber wir wollten einfach mal machen. Dieses „einfach mal machen“ zeige ich euch heute, im Auftakt der dreiteiligen Fotoserie, die vor den Türen des S-Bahnhofs beginnt und bis in die höchste Etage führt.
»Abblätternder Putz, grün-gelbe Farbgebung – irgendwie Berlin pur«
Am 1. März 1933 wurde das „X“ eröffnet, dieser Knotenpunkt zwischen Ringbahn und der Trasse an den Wannsee. Unten heißt uns ein alter Bahnsteig mit schönem Kopfsteinpflaster willkommen, kombiniert mit bunten Wandfließen und abblätterten Putz. Genau diese Optik hatte René im Kopf, als er diesen Ort für unsere erste gemeinsame Begehung aussuchte. Alleine die grün-gelbe Farbgebung an den Wänden strapaziert bereits die Sehgewohnheiten. Archetektonisch wird dies durch die obere Halle gebrochen. Dort gleicht der S-Bahnhof jedem anderen der Deutschen Bahn in Berlin: eine hohe Halle, zugig, ungastlich, mit matten Bodenfließen und dem obligatorischen Schaffnerhäuschen in der Mitte des Bahnsteigs. Einzig die Hallendecke mit ihrem Mix aus Stahlträgern und Holzlatten lässt das Auge kurz verweilen, wenn es der Blick überhaupt bis an die Decke geschafft hat. Störend wirkt das alles nicht, zumindest nicht für diejenigen, die sich tagtäglich hier begegnen. Wartend, rauchend, auf das Smartphone starrend. Mit oder ohne Pudel. Meist die Jacke hochgeschlagen oder mit dem Fuß tippelnd auf den coffee to go wartend.
Das Wichtigste für uns war das Gefühl, dass das Setting stimmt. Also: Kamera in Anschlag. Jacke aus. Erstes Outfit an. Klick. Klick. Klick. »Dreh dich mal! Ja! So« wechselte sich mit »Ne, so passt das noch nicht! Mehr links! Mehr rechts! Zur Seite!« und »Oh, bleib mal stehen, das könnte gut aussehen!« ab. Funktionierte. Gut gekleidet war ich auf alle Fälle. Meine sehr strapazierte und immer noch tadellos sitzende John Slim Fit von Kings Of Indigo (heute nicht im Bild) kombinierten wir mit dem grauen Longsleeve von bleed, dessen Bio-Baumwolle durch eine mechanische Oberflächenbehandlung besonders weich und anschmiegsam ist. Ein Basic, das gerade in der kühleren Jahreszeit in keinem Kleiderschrank fehlen sollte.
»Weich wie die flauschigen Ohren eines Koala-Bären«
Genau diese beiden Eigenschaften passen 1:1 auf das Midlayer Fleece von PYUA, das ich dankenswerter Weise in den letzten Wochen testen durfte (ich berichtete). Das weiche Innenfutter aus High-Loft-Fleece fühlt sich an wie die flauschigen Puschelohren eines Koala-Bärens. So und nicht anders. Darin sollte jeder einmal geschlüpft sein, der es draußen bei kalten Temperaturen eher wohlig warm mag. Der Rest der Jacke besteht aus 100 Prozent recyceltem Polyester, ist ein 1A verarbeitet und wurde sozial verantwortlich produziert. Zusammen mit der stimmigen Optik ist das funktionale Streetwear par excellence.
Genug der Rede. Dafür nächste Woche in Kürze bereits der zweite Teil unserer Trilogie mit nackten Waden, bunten Socken und einer black in black-Kombinationen, von der ich mich kaum trennen mag.
In der neuen Fotoserie „Z² – Zahn & Zieger unterwegs“ entdecken René und ich Orte, die wir schon immer einmal sehen wollten oder die uns besonders gefallen. Auf den ersten oder den zweiten Blick. In und um Berlin. In unserem dreiteiligen Auftakt verschlägt es uns nach Schöneberg. Immer mit dabei: das Auge für das Skurrile, das Schöne, das Alltägliche. Im Gepäck, feinster Stoff aus der Grünen Modewelt.
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos. René Zieger