Aus Ananasblätter Rucksäcke machen? The Tripty Project macht es möglich

Vor knapp 14 Tagen schrieb mir Gerrit von einem aktuellen Crowdfunding bei Kickstarter, das er besonders gut fand. Er, der gerade in Bangladesh für die GIZ ein Projekt (mit)betreut, entdeckte das Tripty Project für mich. Hinter dem Projekt stehen Luke Swanson und Brooke McEver, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, aus Ananasblättern Rucksäcke herzustellen. Ja, richtig: Rucksäcke. Aus Ananasblätter. Bevor ihr jetzt denkt, ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank und würde euch nach dem Rucksack aus Papier jetzt irgendeinen Quatsch auftischen: Vertraut mir – ich weiß, wovon ich schreibe.

Tripty Project | Kickstarter | Crowdfunding | PIneapple | Ananasfasern | Oakland / Dhaka | Fotos: Tripty Project | GROSS∆RTIG

Nach der Mail von Gerrit habe ich mich mit Luke in Verbindung gesetzt. Ich wollte mehr über die Gewinnung der Faser aus den Ananasblättern wissen, die für die Bauern im Mymensigh Distrikt eigentlich nur Müll sind. Müll, der nicht so einfach zu beseitigen ist und eigentlich immer verbrannt werden muss – inklusive toxischen Dämpfen durch die Verbrennung. Durch den Kontakt zu einer kleinen NGO aus dem Distrikt, die eine Fabrik betreibt, um Baumwollfasern wieder aufzubereiten, stoßen Luke und Brooke nicht nur auf die Ananasblätter, sondern auch auf die Idee, aus diesem Müll etwas entstehen zu lassen. Denn: Wenn Baumwolle geschreddert und wieder zu einer Faser verarbeitet werden kann, warum sollte das nicht auch mit diesen Ananasblättern gehen?

Tripty Project | Kickstarter | Crowdfunding | PIneapple | Ananasfasern | Oakland / Dhaka | Fotos: Tripty Project | GROSS∆RTIG

Tripty Project | Kickstarter | Crowdfunding | PIneapple | Ananasfasern | Oakland / Dhaka | Fotos: Tripty Project | GROSS∆RTIG

Mit dieser Idee im Hinterkopf blieben die beiden Gründer in Bangladesh: Luke für ein Projekt zum Thema „Klimagerechtigkeit“, Brooke arbeitete an einem „Upcycling“-Projekt für einen größeren Textilproduzenten. Während sich manch andere Ideen und Initiativen der beiden wieder zerschlugen, blieb das Tripty Project aktuell. Nach einigen Experimenten zeigte sich, dass die Faser aus den Ananasblättern tatsächlich sehr gut mit gewebter Baumwolle für einen Rucksack harmoniert. Nicht nur von der Beschaffenheit des Materials, sondern eben auch optisch.

Luke und Brooke legen Wert darauf, dass sie nicht nur mit innovativen und natürlichen Materialien experimentieren, sondern auch das traditionelle Handwerk in Bangladesh bewahren und in moderne Produkte überführen wollen. Für diesen Zweck arbeiten die beiden mit der lokalen NGO „Friends of Poor People„, die die Produktion in Bangladesh betreuen und mit den Einnahmen eine Schule mit 300 Kindern unterstützen.

Um in eine kleine Serienproduktion zu gehen, haben Luke und Brooke vor wenigen Wochen ein Crowdfunding bei Kickstarter begonnen. Das Ziel: 22.000 $ für die Produktion von Rucksäcken einzusammeln. Bereits 3 Tage vor dem Ende ist allerdings klar, dass dieses Ziel mit knapp 29.000 $ (Stand: Dienstag, 00:00 Uhr) übererfüllt wird – und es als „Belohnung“ nicht nur Rucksäcke gibt. Noch bis Freitag können sich vor allem Frauen noch einmal genauer ansehen, was das Tripty Project noch alles zu bieten  hat. Neben den klassischen Rucksäcken gibt es kleine Portemonnaies, zwei Clutches, einen flacheren Khayer-Rucksack sowie zwei weitere Highlights: Die Kantha Quilts, handgemachte Decken aus Meherpur, und die Tripty Jackets, die mich auf den ersten Blick an Kasimir Berlin erinnert haben. Sehr modisch und ideal für diesen fiesen Herbst, der uns bevorsteht.

Tripty Project | Kickstarter | Crowdfunding | PIneapple | Ananasfasern | Oakland / Dhaka | Fotos: Tripty Project | GROSS∆RTIG

Tripty Project | Kickstarter | Crowdfunding | PIneapple | Ananasfasern | Oakland / Dhaka | Fotos: Tripty Project | GROSS∆RTIG

Dank Luke und Gerrit werde ich euch Anfang Oktober noch mehr berichten können. Nach dem offiziellen Ende des Crowdfundings gehen die Rucksäcke in Produktion. Einer davon wird die Reise von Dhaka nach Bonn auf sich nehmen, im Handgepäck von Gerrit. Nach einer sicherlich feucht-fröhlichen Übergabe werde ich dann meine Tripty Bag genauesten unter die Lupe nehmen und ihr auf einer Tour mit René auf den Zahn fühlen können. Ich bin sehr gespannt und empfehle allen, die sowieso darüber nachgedacht haben, sich einen Rucksack zuzulegen oder schon lange auf der Suche nach einer aussergewöhnlichen Jacke zu sein, das Tripty Project zu unterstützen. Eine gute Sache.

 

Tripty Project | Kickstarter | Crowdfunding | PIneapple | Ananasfasern | Oakland / Dhaka | Fotos: Tripty Project | GROSS∆RTIG

Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Sarah Tobi

3 Kommentare

Kommentieren

Hallo! Das klingt ja wirklich äußerst spannend! Mich würde noch interessieren ob die Ananasblätter mit toxischen Mitteln behandelt werden? Also wenn auch nicht bei der Produktion der sehr schönen Rucksäcke dann doch vielleicht beim Anbau der Ananas?
Ich finde das Cradle-to-Cradle Konzept sehr spannend in dieses das Projekt ja fallen würde wenn die Blätter eben keine toxischen Stoffe enthalten. Gerade bei Rucksäcken die ich ja auf der Haut bzw. sehr nah an der Haut trage möchte ich keine Pflanzengifte bzw. überhaupt gifte haben.

Aber auf jedenfall ein unterstützenswertes Projekt!!!! Gerne mehr daovn
Johannes

Hi Johannes,

Luke von The Tripty Project hat mir folgende Antworten auf deine Fragen geschickt:

„There are no additional chemicals used during the process that converts the pineapple leaves into cloth. When dying the material we use natural or biodegradable dyes and ensure that none of the waste water goes into the environment untreated. But unfortunately, yes, there are chemicals used during the growing process for the Pineapple. In Bangladesh, as well as India, Nepal and many more SE Asia countries this is a struggle at the moment. Farmers are encouraged to use chemicals to increase their yields and are often unaware of the environmental and human health repercussions that using these chemicals will have down the road. It is our goal to start partnering with farmers more closely as our company grows and, hopefully, start an organic farming project down the line. This will take quite a bit of investment, education and oversight but we hope to increase the scope of our work quickly as our company grows. “

Wenn du weitere Fragen hast, leite ich diese gerne weiter.

Grüße,
Alf

Schreibe einen Kommentar