„Die letzten Monate waren eine Achterbahn“: Denis Villmen über sein neues Label gúdd.

Manchmal gibt es Zufälle, die sich am Ende als Glücksfall entpuppen. Im Laufe diesen Jahres haben wir Agentur-seitig nach neuen Partnern für Web-Dev gesucht. Da fiel mir wieder ein, dass ich in den letzten Jahren immer mal wieder in dem Kontext über BLUPRNT gestolpert war. Also klickte ich mich bei LinkedIn durch die Unternehmensseite und stieß auf den mittlerweilen ehemaligen CEO der Agentur, Denis Villmen.

Aus dem Zufall wurde der Glücksfall, da Denis zu dem Zeitpunkt bereits mit seiner neuen Mission unterwegs war. Und die passt einfach sehr gut in das, was ich mit GROSSVRTIG in den letzten Jahre begleite: Freshe Ansätz im Faire Mode Bereich, gerne auch für Männer. Genau das hatte Denis vor und ließ alle über seine Videos an seinem Prozess der Gründung eines fairen Modelabels teilhaben.

So kam eines (ich schrieb ihn an) zum anderen (wir syncten zwischen Deutschland und Teneriffa) und so entstand natürlich auch dieses Interview zum ganz frischen Launch der ersten Kollektion von gúdd..


Lieber Denis, wie geht es dir heute, so kurz nach dem Launch?

Es fühlt sich surreal an. Die letzten Monate waren eine Achterbahn – intensive Tage voller Arbeit, Entscheidungen und ehrlich gesagt auch vieler Zweifel. Es war aber auch unglaublich erfüllend. Jetzt, wo gúdd. draußen ist, bin ich einfach nur dankbar – für die Reise, die Unterstützung meiner Familie & Freunde, aber auch aus den verschiedenen Communities, von denen ich ein Teil sein darf. Es ist ein Mix aus Erleichterung, Stolz und Vorfreude auf das, was noch so alles kommt.

Was hast du im Laufe der letzten Monate durch die sehr vielschichtigen Aufgaben neu an dir entdeckt?

Ich habe gemerkt, dass ich in stressigen Situationen viel resilienter bin, als ich dachte. Und dass ich vielleicht doch nicht so ein guter Planner bin, wie ich immer gern behaupte. Da waren schon auch wilde und chaotische Phasen während der Gründung dabei.

Es war auch sehr bereichernd und beängstigend zugleich, als absoluter Rookie in eine ganz neue Branche, in ein fremdes Themenfeld einzusteigen. Also wirklich mit Ende 30 nochmal mit einem Beginners Mindset von vorne zu starten.

Auch die Vielfalt der Aufgaben hat auf der einen Seite extrem viel Spaß gemacht – auf der anderen Seite war es zuweilen überwältigend.

Der größte Entdeckung von allem war aber, dass ich gelernt habe, wie befreiend es sein kann, Fehler und Schwächen offen und auch öffentlich einzugestehen. Da stehe ich normalerweise nicht so drauf. Es hat mir aber definitiv dabei geholfen, offener und authentischer zu werden, auch wenn ich mich hier immer noch am Anfang einer langen Reise sehe. Gründen ist auf jeden Fall die krasseste Form der Persönlichkeitsentwicklung!

Du bist Papa von 4 Kindern. Wie hast du mit deiner Frau und deinen Kindern diese Herausforderung als Familie gemeistert?

Das war ein echter Balanceakt. Ich glaube jeder, der ein neues großes Projekt startet, weiß wie anstrengend es sein kann, alle Lebensbereiche unter einen Hut zu bekommen. Ohne meine Frau Michèle hätte ich das niemals so machen können. Wir haben früh beschlossen, dass wir diese Reise gemeinsam gehen – auch wenn das bedeutet, dass ich manchmal weniger Zeit hatte, um präsent zu sein. Ich habe versucht, meine Kinder mit einzubeziehen, ihnen zu zeigen, woran ich arbeite und sie spüren zu lassen wie wichtig mir das Projekt ist. So haben sie die letzten Monate auch mitgefiebert und sich bspw. immer gefreut, wenn ein neues Muster angekommen ist. Da habe ich durchaus auch mal kritisches Feedback bekommen.

Natürlich gab es auch schwierige Momente, vor allem wenn der Spagat zwischen Arbeit und Familie zu groß wurde. Aber im Rückblick war es eine Phase, die uns alle enger zusammengeschweißt hat.

Welches Feedback haben dir deine Kinder gegeben?

Allen voran fragen sie immer nach einer Kinderkollektion und meinem Großen sind die Teile zu schlicht. Der fragt mich immer nach Fussball Jerseys.

Was hat dich beim Gründen von gúdd. am meisten überrascht?

Ich war überrascht, wie komplex das ganze Thema Mode letztendlich ist. Wie viele Details es zu beachten gibt. Ich komme aus dem Digitalen, da kanns auch mal komplex sein, aber anders. Wenn ich die letzten Monate eine vermeintlich falsche Entscheidung getroffen habe, hatte das Auswirkungen, die nicht immer so schnell zu korrigieren war als bspw. in meinem alten Beruf als UX-Designer.

Ich war auch überrascht, wie viele Herausforderungen es selbst 2024 immer noch gibt bei der Produktion von nachhaltiger Mode. Das habe ich mir ehrlicherweise einfacher vorgestellt. Zum Beispiel wollte ich ja unbedingt komplett plastikfreie Kleidung produzieren, durfte aber früh lernen, dass ein Polyestergarn durchaus zur Langlebigkeit bei Teilen wie der Chino beitragen kann. Da waren durchaus harte Entscheidungen dabei. Ich habe gelernt, dass es bei Nachhaltigkeit eben nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern eher “50 Shades of Green”.

Was mich aber am meisten überrascht hat, war, wie viel Unterstützung ich bekommen habe. Vor allem auch aus der Modebranche. Menschen, die ich vorher kaum kannte, haben mir Tipps gegeben, Kontakte vermittelt oder einfach nur ermutigt, weiterzumachen. Es hat mir gezeigt, dass es da draußen viele Leute gibt, die an etwas Ähnliches glauben und bereit sind, einen neuen Weg zu gehen. Trotz aller Widrigkeiten.

Aktuell läuft noch deine 100-Tage-Challenge bis zum Jahrestart 2025. Warum geht es dir dabei?

Die Challenge ist für mich eine Möglichkeit, mich selbst zu pushen und gleichzeitig auch andere mit auf die Reise zu nehmen. Ich will auch authentisch zeigen, dass gúdd. nicht einfach „vom Himmel gefallen“ ist, sondern aus harter Arbeit, Leidenschaft und auch Fehlern entstanden ist.

Die Menschen können sehen, was hinter den Kulissen passiert: von kleinen Erfolgen bis zu Momenten, in denen etwas schiefgelaufen ist. Im Idealfall inspiriert das einige, weil sie sehen, dass es okay ist, nicht perfekt zu sein und auch mal zu zweifeln. Dass das einfach Teil der Reise ist.

Vor allem hilft es mir aber auch, mich persönlich weiterzuentwicklen. Ich bin ja eigentlich eher ein introvertierter Typ, der auch gerne mal für sich ist. Die Challenge zwingt mich eben auch ein Stück weit, aus der Komfortzone rauszukommen.

Gibt es ein Lieblingsstück von dir in deiner ersten Kollektion?

Definitiv die Coach Varsity Jacke. Ich wollte unbedingt ein spezielleres Teil mit der ersten Kollektion machen. Die Idee war, eine klassische College Varsity Jacke mit einer Coach Jacke zu kombinieren, aber eben auch so minimalistisch wie möglich. Sonst hätte es noch Chenille Letter o.ä. gegeben, die zu Beginn tatsächlich mal angedacht waren. Am meisten liebe ich aber die Haptik des Moleskin Stoffs, der mir in dem dunklen Rot besonders gut gefällt. Auch wenn die Produktion bei der Verarbeitung ganz schön geflucht hat.

Welche 5 Benefits hat es, bei gúdd. einzukaufen?

  1. Zum einen investierst du in zeitlose, minimalistische Kleidungsstücke, die du über mehrere Jahre tragen kannst.
  2. Passend dazu wird die Basiskollektion von gúdd. immer aus Essentials bestehen, die ich in Zukunft erweitern und verfeinern will, trendunabhängig. So dass du eben auch in den nächsten Jahren deine Basics ruhigen Gewissens bei mir kaufen kannst. Darüber hinaus wird es immer auch ein paar Signature Pieces je Kollektion geben, wie eben die Varsity Coach Jacket, die etwas ausbricht.
  3. Du supportest natürlich mit jedem Kauf auch Mode, die nicht über Leichen geht. Die weder auf Kosten der Umwelt, noch auf Kosten von Tieren und uns Menschen hergestellt wird.
  4. Und du kannst dir gewiss sein, dass die Kleidung fair und lokal in Europa in zertifizierten Betrieben produziert wird, was mir auch besonders wichtig war.
  5. Darüber hinaus plane ich auch in Zukunft via Collaborations & Co. etwas zurückzugeben in Form von Spendenaktionen u.ä. Da liegen auf jeden Fall schon ein paar Konzepte in der Schublade.

Du unterlegst deine Reels immer mit – wie ich finde – passenden Songs, meistens US-amerikanischer Hip Hop. Welches Album passt am besten zu deiner ersten Kollektion?

Puh, das ist eine ganz schwere Frage. Ich höre ja fast den ganzen Tag Musik und kann mich auf der Suche nach neuen Künstlern, Produzenten etc. richtig drin verlieren. Aber wenn ich mich für ein Album entscheiden müsste, dann wäre es wahrscheinlich “Blonde” von Frank Ocean. Ich habe selten so ein vielschichtiges Album gehört, das so viele Facetten hat und selbst nach 8 Jahren immer noch frisch klingt. Ist also auf jeden Fall ein nachhaltiges Album, von daher passt das ganz gut! Ich warte auch übrigens auf kein Nachfolgealbum mehr als auf das.

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Welchen Artists hast du in diesem Jahr für dich neu entdeckt und kannst du empfehlen?

Ich lebe ja auf einer spanischen Insel, wie du weißt, von daher habe ich Reggaeton neu für mich entdeckt und da besonders „Beéle„. Macht auf jeden Fall immer gute Laune!

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Auf Rapseite läuft bei mir als Neuentdeckung dieses Jahr vor allem „KOTA the friend“ hoch und runter.

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Und da wir es von Frank Ocean hatten: Ich will die zwei jetzt nicht direkt vergleichen, aber den experimentellen Stil von „Brent Faiyaz“ finde ich auch sehr geil. Zumal mich die Chopped Versionen seiner Alben sehr an meine Jugendzeit mit DJ Screw & Co. zurückerinnern lassen!

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Auf welches Konzert freust du dich in 2025? (Oder auch: Welchen Künstler / Welche Künstlerin würdest du gerne nächstes Jahr live sehen?

Das ist einfach: ganz oben auf meiner Konzert Bucket List stehen Tyler the Creator und auch hier wieder Frank Ocean. Wird schwer die zwei auf der Insel zu sehen ;) Wenn Kendrick Lamar mit seinem neuen Album auf Tour geht, werde ich mir das sicher auch wieder nicht entgehen lassen.

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Danke dir für deine Zeit und das Gespräch, lieber Denis!

Hier geht es direkt in den Store von gúdd …

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