Bruno Pieters gibt sich mit halben Sachen nicht zufrieden. Seinem schieren Willen und einigen richtigen Gedanken ist es zu verdanken, dass sein Label Honest by. 2012 überhaupt das Licht der Welt erblickt hat. Dieses gibt nicht nur aufstrebenden Talenten wie Calla, Maison des Talons, Muriée und Nicolas Andreas Taralis eine kreative Bühne, sondern auch der Meister selbst zeigt sein Können – wie etwa mit der aktuellen Frühjahr/Sommer 2013 Kollektion.
Die 18 Entwürfe, davon zwei für den Mann, geizen nicht mit Extravaganz oder sind beileibe nicht zurückhaltend. Weite Schnitte und harte Kanten, die mich an Titania Inglis erinnern, finden sich neben klassischen Silhouetten und Konturen. Verspieltheit und Klarheit – beides ist in diesem Frühjahr bei Bruno Pieters zu sehen und zu entdecken. Geometrische Muster in kühlem Blau, Sternenkonstellationen und Urknall-Momente sowie Spiegelungen, die mich an mein Prisma aus der Jugend erinnern. Fast zurückhaltend sind die beiden Männeroutfits, die sich in Schwarz und Weiß ergehen und dabei vor allem Streifen auf der modischen Landkarte hinterlassen.
Und was ist daran so besonders? Der ehemalige Chefdesigner von Hugo Boss will mit »Honest by« keine Kompromisse mehr eingehen. Deswegen wird die gesamte Herstellungs- und Produktionskette, vom feinsten Garn bis zum final gefertigten Modestück, offen gelegt. Zudem sollen 20 Prozent des Gewinns aus den verschiedenen Kollektionen an Charity-Projekte gespendet werden. Doch nicht nur was Preis, Herstellung und Lieferkette anbelangt will die neue Modemarke glaubwürdig sein: Auch der respektvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen ist dem Designer besonders wichtig. Einzig Wolle wird eingesetzt – und die ist biologisch, recycelt oder stammt von ausgewählten Farmen in Großbritannien. »100 Prozent Transparenz« bedeutet auch, dass Preis gegeben wird, woher die Rohstoffe stammen und wer die Modelle weiterverarbeitet hat. Und in Bezug auf die verwendeten Materialien legt sich Pieters ebenfalls unnachgiebig fest: Kein Leder, Horn und Pelz, sondern ausschließlich biologisch angebaute Materialien.
Wäre da nicht der zumeist exorbitante Preis, würde honest by. bereits häufiger in den Schränken der Kosumenten hängen. Doch auch hier ist Bruno Pieters unnachgiebig: Mode, Stil und Qualität haben ihren Preis.
Text. Alf-Tobias Zahn
Foto: Honest by.