Bei herrlichstem Sonnenschein in der Halle tummeln fällt einem auch nur während der Berliner Modemessen ein. Dabei haben die Organisatoren der SEEK Berlin in diesem Jahr versucht, alle Besucher zumindest für den kulinarischen Konsum nach außen zu locken. Eine richtige Entscheidung, blieb so innen viel mehr Platz für die Menswear Labels und ihre Spring/Summer 2016 Kollektionen. Zu sehen gab es viel Männermode, die den Zeitgeist aus der letzten Saison (AW 2015/2016) fortführten: Viel schwarz, viel weiß, asymetrische Schnitte, luftigere Shirts und skandinavischer Minimalismus prägten aus meiner Sicht die SEEK für den nächsten Sommer. Ich widmete mich wieder vornehmlichen den Grünen Labels, die vor Ort waren, und gut ins das Markenumfeld passten.
Frisch in der Halle eingetroffen, traf ich mich gleich mit Thomas und Marcus von VATTER. Ihr wisst ja, dass ich seit einigen Monaten großer Fan der Unterwäsche bin. Umso mehr freute ich mich, dass VATTER zum ersten Mal als Aussteller auf der SEEK vertreten waren. Mit im Gepäck hatten sie ihre aktuelle Männer- und Frauenkollektion sowie einige Bodys für die Allerkleinsten. Vor allem die Männerkollektion schien bei den Händlern gut anzukommen, so mein Eindruck mit dem ein oder anderen aus dieser Zunft etwas später am Tag. In Zukunft, so Thomas im Gespräch am Stand, wird es bei VATTER entweder weitere Modelle für die Damen geben oder noch weitere Farben für Männer und Frauen. Gleichzeitig gibt es auch immer wieder eine starke Nachfrage nach Oberteilen für die Nacht. Ich bin gespannt, wie sich VATTER rund um das sympathische Team in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Next stop: ATF! Das Label aus Nürnberg-Gostenhof ist schon seit mehreren Saisons auf der SEEK, doch mit der neuen Spring/Summer 2016 Kollektion haben sie richtig viel Eindruck hinterlassen. Das viel nicht nur mir und Blogger-Freund Micha auf, sondern natürlich und vor allem den beiden Gründern Max und Moritz, die ich erst vor wenigen Tagen interviewen durfte. Gerade im Kontrast zum aktuellen Lookbook geht die neue Kollektion in die Tiefe (gerade bei den Hosen) und ins Detail (mehr Zipper, unterschiedliche Längen bei den Shirts). ATF spielt noch mehr mit der Sports- und Streetwear Attitude, die ihr Markenzeichen sind. Als zusätzliche Erweiterung der bisherigen Kollektion gibt es jetzt noch Rucksäcke, die multifunktional sind und einfach Knallermäßig aussehen. Da wundert es nicht, wenn dann ein Vertreter von Reebook am Stand steht und seine Visitenkarte hinterlegt. Einziger Wermutstropfen: Es müsste noch viel mehr Teile aus Bio-Baumwolle oder weiteren zertifizierten Materialien geben.
Selbstverständlich blieb ich diesmal auch wieder bei meinen Freunden von VEJA stehen, die in der letzten Saison mit Tilapia alle aus den Sitzen gerissen haben. Die schimmernden Schuppen des Buntbarsches gibt es für das nächste Jahr vor allem als kleinere Applikationen. Zudem gibt es viele Farbvariationen der bestehenden Modelle. Geprägt wird das nächste Jahr vor allem aber von insgesamt 4 Kooperationen, die die Franzosen launchen werden. Sad but true: Die sind noch so exklusiv, dass ich sie zwar mit meinen eigenen Augen sehen durfte, aber keine Fotos veröffentlichen darf. Nur so viel: VEJA wird mit einer meiner liebsten Brands einen phänomenal leichten Sneaker auf den Markt bringen und besticht in einer anderen Kollaboration mit für das Label ungewöhnlichen Formen und einem Stil, der nicht nur mir ein sehr anerkennendes Nicken entlockte. Haltet euch also fest, ab November 2015 startet VEJA mit ihren Kollaborationen so richtig durch.
Danach besuchte ich ein Label, was mir bis datto noch nicht viel sagte. Unvorstellbar, meinte Lars am Abend während unseres Plausch auf der Innatex Lounge, aber nun einmal wahr. pinqponq machen zeitlose Taschen, die funktional, ästhetisch und nachhaltig produziert werden. Die Rucksäcke und Taschen bestehen aus recycelten PET-Flaschen und weiterem Plastik, die in Vietnam bezogen und auch dort weiterverarbeitet werden. Alles zu sozialen und fairen Bedingungen. Der cubiq in den beiden Größen Small und Large hat eine farbliche Auffrischung bekommen, die sich gelohnt hat: Alleine während meines Aufenthalts am Stand haben so viele Besucher den bunten cubiq small angefasst und besprochen, dass ich nur hoffen kann, dass auch einige bestellfreudige Händler dabei waren. Darüber hinaus gibt es nicht nur mehr Farbe, sondern auch mehr Details und einen noch höheren Grad an Multifunktionalität, unter anderem bei den Möglichkeiten, alle wichtigen Sachen in der Tasche zu verstauen und im Anschluss durch die Welt zu tragen. pinqponq hat mich überzeugt und ich werde die weitere Entwicklung der Kölner im Auge behalten.
Noch nicht einmal einen Steinwurf entfernt freute ich mich dann über den Stand von ekn Footwear. Im Mittelpunkt standen diesmal die verschiedenen Farbvariationen des Bamboo Runners und die sehr stark nachgefragten Sandalen. Noel und Daniel gehen konsequent ihren Weg weiter und designen nicht nur klassische Modelle, sondern wagen mit einem Sneaker wie dem Bamboo Runner mehr Kreativität, die automatisch provoziert. Der Bamboo Runner passt wie die Faust aufs Auge der SEEK, in seiner Ausgefallenheit und seinem internationalen Anspruch und es ist kein Wunder, wenn Händler den Sneaker nur allzugerne für ihr Geschäft haben wollen. Neben dem Runner und der Sandale fand ich auch den an VANS erinnernden Slip-On richtig gut. Er erweitert die Produktpalette bei ekn Footwear noch einmal um ein weiteres, hoffentlich erfolgreiches Modell.
Meinen Messerundgang wollte ich dann unbedingt bei Nudie abschließen – nicht nur, aber auch auf Grund des äußerst bekömmlichen Gin Tonics. Muss ich noch viele Worte über Nudie verlieren? Eigentlich nicht, verkaufen die Schweden doch schon seit Jahren äußerst hochwertige Denims aus zertifizierten und nachhaltig angebauten Materialien in allen erdenklichen Modellen und Stilen. Doch Nudie ist more then denim! Für Frühjahr/Sommer 2016 gibt es deutlich mehr Tiefe im Sortiment, vor allem bei Shirts, Sweater und Hemden. Eines der Highlights ist die pflanzlich gegerbte Lederjacke, die in Indien hergestellt wird (wer kein Leder tragen möchte, kennt ja seit wenigen Wochen die passende Alternative). Für mich ebenfalls neu: Die recycelten Lederpatches, die dank einer Kooperation mit Kavat seit einigen Jahren bereits auf den Jeans ein zweites Leben feiern dürfen. Richtig gute Idee von den Jungs und Mädels aus Göteborg.
Lest am Mittwoch mein zweites Review über die Ethical Fashion Show und den Green Showroom auf grossvrtig.de …
Text/Fotos: Alf-Tobias Zahn
Headerfoto: SEEK Berlin
1 Kommentar
KommentierenHi, toller Artikel; danke :)
Erinnerst du dich ob die drei Farbvarianten vom Bamboo Runner (die man auf den Fotos sehen kann) die einzigen waren? Und ist der ganz rechts rosa (und in Frauengrößen) oder ist das weiß?
Ich kann’s kaum erwarten die neuen Colorways zu sehen :)
Danke und Grüße
Nico