Auch heute wage ich mit euch wieder einen Blick über den Tellerrand. In meiner neuen Reihe „Nach dem Crowdfunding“ spreche ich mit den Menschen hinter den immensen populären Crowdfundings. Was waren die Gründe für den Erfolg? Wie erging es den Machern in den ersten Tagen nach dem Projektende – und was machen sie jetzt? Nach meinen Interviews zu PaperJohn und ANNAMARIAANGELIKA gibt es heute ein ausführliches Interview mit Stefan Hechberger von Sock up your life.
Wie lief, rückblickend betrachtet, für dich das Crowdfunding von Sock up your life?
Super! Wir haben die Fundingschwelle eine Woche vor Ende des Fundings erreicht und erhielten sogar mehr Geld als erhofft. Nur durch diese große Unterstützung konnten wir unsere Idee der „ehrlichen Socke“ realisieren. Dennoch war es eine anstrengende Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Wir sind sehr gut gestartet, aber schon nach ca. 10 Tagen gab es einen ziemlichen Durchhänger. Es waren Tage dabei, an denen nur ein oder zwei Personen unsere Idee unterstützten. Im letzten Drittel des Crowdfundings wurde aber in den Medien sehr viel über unser Projekt und das Funding berichtet, was dann auch zu dem tollen Ergebnis geführt hat.
Was war aus deiner Sicht ausschlaggebend für den Erfolg?
Ich denke, es war eine Mischung aus einer guten Idee, Planung und Durchhaltevermögen. Das Wichtigste ist natürlich ein Thema, das die Menschen bewegt und interessiert. Aber selbst die beste Idee wird ohne eine gute Vorbereitung keinen Erfolg haben. Wir haben ungefähr ein Jahr vorher begonnen zu planen und mit der Zeit wurde es immer konkreter. Die richtig heiße Phase begann ca. zwei Monate vor dem Funding.
Es ist sehr zeitintensiv ein Crowdfunding zu promoten. Das haben wir im Vorfeld komplett unterschätzt. Regionale und überregionale Medien und Blogs müssen kontaktiert und Fotos und Pressetexte vorbereitet werden. Ohne einen Zeitplan und eine gewisse Struktur verliert man hier schnell den Überblick. Während der Vorbereitung, aber auch der Durchführung des Crowdfunding gab es gelegentlich Situationen und Tage an denen wir Zweifel bekamen, ob alles glatt läuft und wir das Ziel erreichen werden. Aber man darf sich nicht unterkriegen lassen und muss weiter hinter der Idee stehen, was sich bei uns schlussendlich auch gelohnt hat. Im Nachhinein können wir sagen, dass es für ein erfolgreiches Crowdfunding nur wenig Geld bedarf, aber viel Zeit.
Was hast du in den Tagen nach dem erfolgreichen Crowdfunding gemacht?
Gleich danach ging es mit der Organisation weiter. Das Garn aus Bio-Baumwolle musste in Griechenland bestellt und die letzten Fragen mit der Färberei und der Strickerei geklärt werden. Es wurde ein Zeitplan erstellt und unser Shop ging online, damit unsere Unterstützer ihre Socken bestellen konnten.
Wie war die Resonanz der Crowdfunder und Konsumenten bisher?
Ausgesprochen positiv! Wir erhalten viele Mails und Anfragen zu unseren Socken. Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass wir bereits die Modebranche auf den Kopf gestellt haben, aber es gibt auch bei Kleidung ein großes Interesse an Transparenz und Regionalität. Es wird bewusster eingekauft und unsere Kunden wollen wissen, wo und wie unsere Socken hergestellt wurden.
Uns freut besonders, dass auch andere kleine Modelabel bei uns anfragen und sich den Kontakt zu Unternehmen aus der Region geben lassen. Mode muss nicht in Indien oder China hergestellt werden. Es gibt viele sehr gute Firmen in einem Umkreis von wenigen 100 Kilometer, die vielleicht ein klein wenig teurer produzieren, aber erstklassige Qualität produzieren und sehr hilfsbereit sind.
Wie geht es bei dir mit Sock up your life weiter?
Wir haben viele Anfragen für nachhaltige und faire Sneakersocken, Kniestrümpfe und bunte Socken. Bis Ende des Jahres werden wir daher unser Sortiment erweitern. Die Organisation hierzu läuft bereits. Sehr wichtig ist uns auch der Ausbau unserer Idee. Wir sind bzgl. Transparenz, Fairness und Nachhaltigkeit zwar schon sehr gut dabei, aber es gibt immer noch Möglichkeiten, wie man das Konzept verbessern kann. Ein großes Ziel ist das Anpflanzen der eigenen Bio-Baumwolle. Dadurch könnten wir auch sicherstellen, dass alles unseren Anforderungen genügt und müssten uns hier nicht auf irgendwelche Siegel oder Zertifikate verlassen.
Interview: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Sock up your life