Anfang April bekam ich eine Mail vom ARMENDANGELS Changemakers Club. Sie informierten über ein neues innovatives Material, das sie erstmals in Produkten verwendet haben: SaXcell. Mein Interesse war groß, mehr über die Faser zu erfahren – alle Infos dazu findet ihr in diesem Info-Post.
Warum recycelte Fasern (noch) nicht Standard sind
Vorab eine kurze Einordnung: Wir leben in einer Zeit, in der Recycling als Selbstverständlichkeit gilt. Papier, Plastik, Glas – alles schön getrennt. Auch in der Modebranche. Da steckt das Thema leider noch in den Kinderschuhen*. Ein Grund dafür ist, dass Textilien oft Mischgewebe sind. Baumwolle trifft auf Polyester, Elasthan mischt mit. Diese Mischformen machen das Recycling enorm aufwendig.
Dazu kommt: Die meisten Kleidungsstücke wurden nie dafür gemacht, wiederverwendet zu werden. Es fehlt an Infrastruktur, an Technologie – und oft auch an Interesse entlang der textilen Lieferkette. Das Cradle-to-Cradle-Prinzip als Gegenentwurf ist leider weiterhin nur zu einem geringen Anteil im Markt vorhanden.
Woher kommt SaXcell?
Die neue Faser SaXcell stammt aus einem Forschungsprojekt der Saxion University in den Niederlanden. Über Jahre hinweg wurde an einem Verfahren gearbeitet, mit dem sich Baumwolle aus Alttextilien so aufbereiten lässt, dass sie wieder zu neuen Fasern verarbeitet werden kann. Das Ergebnis: SaXcell – ein Zellstoff, der in der Weiterverarbeitung ähnlich wie Lyocell funktioniert.
SaXcell steht für „Saxion Cellulose“
Alte Baumwolltextilien werden aufgelöst und zu neuen Fasern verarbeitet. Das Ganze passiert im sogenannten Lyocell-Verfahren, das mit deutlich weniger Wasser und Chemikalien auskommt als viele andere Prozesse in der Textilindustrie. Durch die Kombination von 30% recyceltem Pre- und Post-Consumer-Baumwollabfall mit 70% FSC-zertifiziertem Zellstoff aus Holz entsteht eine hochwertige Faser.
Die Macher*innen wollen damit kein Nischenprodukt schaffen, sondern zeigen, dass textile Kreisläufe im großen Stil möglich sind – wenn Industrie und Wissenschaft zusammenarbeiten.
SaXcell im Vergleich zu anderen Fasern
Natürlich ist SaXcell nicht die einzige nachhaltige Faser auf dem Markt. Tencel™ (ebenfalls aus Holz), recyceltes Polyester oder Hanf bieten ähnliche Ansätze. Der Unterschied: Während viele dieser Materialien primär auf neue Rohstoffe setzen, nutzt SaXcell bestehende Textilien – also das, was längst im Umlauf ist. Das bringt eine andere Art von Nachhaltigkeit mit – eine, die Rückkopplung erzeugt.
ARMEDANGELS haben SaXcell in mehreren Teilen verarbeitet – etwa in Jeans und Kleidern. Der Stoff ist angenehm weich, gleichzeitig robust und optisch kaum von anderen Lyocell- oder Baumwolltextilien zu unterscheiden. Im Mix mit Holzfasern (aus FSC-zertifiziertem Anbau) entsteht ein Textil, das sich einfach gut trägt.







Wer macht neben ARMEDANGELS noch mit?
Neben ARMEDANGELS sind auch Unternehmen wie Bossa oder Birla Cellulose mit an Bord. Sie integrieren SaXcell in Denim oder planen, die Technologie in großem Maßstab zu skalieren. Es sind stille Entwicklungen – fernab von Marketinghype –, die aber das Potenzial haben, die Branche wirklich zu verändern.
* Weniger als 1 % des globalen Textilabfalls wird derzeit zu neuen Textilien recycelt, so eine McKinsey-Studie aus dem Jahr 2022.