Klamotten ein zweites Leben zu geben ist ein immer wieder sehr gerne zitiertes Ziel, wenn es darum geht, auf den immensen weltweiten Modekonsum und die Tonnen ungetragene Kleidung hinzuweisen, die noch in unseren Kleiderschränken schlummern und kaum das Tageslicht erblicken. Manche wurden dabei noch nicht einmal getragen. In Schweden gibt es mit Sharewear eine wie ich finde geniale Idee, nicht nur alten Klamotten ein zweites, drittes und viertes Leben einzuhauchen, sondern auch mit anderen Modeenthusiasten und tauschfreudigen Menschen in Kontakt zu kommen. Instagram und das Hashtag #sharewear machen es möglich!
The purpose of Sharewear is to make use of perfectly fine clothes, shoes and accessories that you’ve grown tired of and consider throwing out. Our ambition is that the clothes will wander from person to person until they are completely worn out.
Schwedische Labels bilden den initialen Fundus von Shareware
Hinter Sharewear steckt VisitSweden und eine schwedische Tourismusagentur, die zum einen das globale Problem der Überflussproduktion in der Modeindustrie thematisieren wollen, zum anderen ausgewählten Desigern des Landes eine weitere Bühne zu geben. Darunter die auch von mir sehr geliebten Uniforms for the Dedicated, aber auch Filippa K, Hope, House of Dagmar, NIKOLAJ D’ETOILES, Weekday und Whyred.
It’s a ready-to-share collection with Swedish fashion pieces that you can borrow – but only if you share it forward.
Definitiv geht es hier also initial nicht um das Zirkulieren von so genannten Altkleidern, was ich als den deutlich nachhaltigeren Ansatz erachte. Das ist erst der zweite Schritt, der von den Initiatoren mitgedacht und auch auf der Webseite zum Projekt beschrieben wird. Im ersten Schritt schafft Sharewear aber etwas, was mit zum Teil verstaubten oder schlecht kommunizierten Kleidertauschaktionen nicht gelingt: Öffentlichkeit! Sharewear schafft über den Ansatz des Leihens von High Fashion, die nur 1 Woche lang getragen werden darf, bevor sie wieder an jemanden weitergegeben werden muss, eine geniale Gelegenheit, Modemarken für sich kennenzulernen, sich mit einem globalen Problem auseinanderzusetzen und sich mit anderen Menschen digital zu verabreden und in real life zu treffen.
… und so funktioniert Sharewear auf Instagram (aber leider nur in Schweden)
- Foto vom Kleidungsstück machen, auf Instagram hochladen, den Ort vermerken und mit dem Hashtag #shareware versehen
- Der/die Erste, der/die das Foto kommentiert, darf das Kleidungsstück für 1 Woche tragen. Das Kleidungsstück wird nicht versendet, sondern muss persönlich abgeholt werden
- Nach 1 Woche macht der/die Träger/in ein Foto von sich und dem Kleidungsstück, lädt es auf Instagram hoch, gibt erneut den Ort an und vertaggt das Foto wieder mit #sharewear – und der erste Kommentar hat wieder den Vorzug, das Kleidungsstück für eine Woche zu tragen
Das funktioniert seit dem Start des Projektes ausgesprochen gut, betrachtet man die über 530 getaggten Fotos unter dem Hashtag #sharewear auf Instagram.
Sharewear in Berlin? München? Hamburg?
Bleibt noch die Frage zu klären, wer für Deutschland bzw. die einzelnen Städte wie Berlin, München, Hamburg, aber auch Lüneburg, Münster oder Heidelberg ein eigenes Sharewear-Projekt auf die Beine stellt. Die aktuelle Fashion Revolution Week ist eigentlich der ideale Aktionszeitraum für solch eine Idee. Freiwillige vor? Wer Lust an solch einem Projekt hat, der möge einen Kommentar hinterlassen.
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: VisitSweden