Direkt an der Vecht, einem kleinen Fluß, der durch die niederländische Ortschaft Vreeland läuft, liegt das Studio der niederländischen Designerin Nanna von Blaaderen, die seit 2011 mit spektakulären Kollektionen auf sich aufmerksam macht. Die Designerin hat sich in ihrem Studium schon frühzeitig auf Stricken spezialisiert und sah sich nicht nur als Ausführende, sondern viel mehr als Suchende und Forschende. So untersuchte sie die bisherige Entwicklung der internationalen Strick- und Textilindustrie und tritt auch als Expertin und Beraterin in Erscheinung.
In ihrer Arbeit konzentrierte sie sich nicht nur auf klassische Accessoire- oder Modekollektionen, sondern erweiterte ihr Spektrum um Living / Home Wear. Ihr außergewöhnliches Talent ermöglichte ihr Kooperationen mit Maison Martin Margiela und Maison Celestina Agostino, zahlreiche Ausstellung weltweit und Fotostrecken in renommierten Magazinen. Im Mittelpunkt all ihrer Kollektionen stehen ihre Affinität und ihr Respekt für Natur, Tier und Umwelt. Ihre Entwürfe und Kreationen sind dabei bestimmt von groben Strukturen und einer sanften Beschaffenheit, wobei vieles mehr als Kunstwerk an sich betrachtet werden sollte.
More or Less zeigt dies 2011 in eindrucksvoller Weise: Verwendet wurde dicker Wollgarn in Eierschalenfarbe, der dann von Nanna van Blaaderen in einer Mischung aus Flecht- und Strickkunst miteinander zu einer voluminösen Skulptur wurde, die in verschiedenen Varianten am Körper getragen werden kann. Atemberaubend! Für die großen, voluminösen Formen kamen nicht nur grober Strick zum Einsatz, sondern auch neue Materialien aus dem Textilbereich der Inneneinrichtung, wie die Designerin in ihrer zweiten Kollektion 2011 namens Species a Tribute zeigt. In natürlich-weichen Materialien zeigt die Designerin die Schönheit und Besonderheit des Tierreiches. Ihr Design besteht aus autonomen textilen Formen, Modedesign und Materialien, die für klassische Home Wear genutzt wird. Wie bereits 2011 erschuf die Designerin auch 2013 wieder zwei Kollektionen – Living Species sowie Dense. Genau genommen sind es diesmal sogar drei Kollektion geworden, da Living Species durch eine Home Wear Kollektion ergänzt wird.
Dense wurde per Hand gestrickt und soll die Beziehung von Mensch und Stoff aufzeigen. Nanna von Blaaderen experimentierte mit Merinowolle und dichten Formen. Living Species wiederum ist vom Tierreich auf dem afrikanischen Kontinent inspiriert worden. Ihre Kollektion wurde mit verfeinerter Merinowolle hergestellt und zeigt ein neues Textilkonzept für Modedesign auf. Außerdem soll die Kollektion als natürliche Alternative zu Pelz fungieren. Noch tiefer in das eigentliche Motiv taucht die Designerin in ihrer Living / Home Wear Kollektion ein, in der etwa Teppiche und Überwürfe mit Mustern von Zebra, Leopard und Schlangen entworfen und hergestellt wurden.
Nanna van Blaaderen zeigt durch ihre teils skulpturalen Arbeiten, dass Strick mehr sein kann, als ein Teil in der Modeindustrie.Handgefertigt in ihrem Studio und in niederländischen Fabriken erschafft die Designerin Kunstwerke, die ihre Arbeiten über das bloße Umhängen oder Anziehen erheben. Kunst eben.
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Nanna van Blaaderen
Der Artikel erschien in einer längeren Fassung bereits bei Kalinka.Kalinka.