Zu viele Ideen, zu wenig Zeit – diese Situation kenne ich nur zu gut. Lea Strunk, deren Kinderlabel Doodlestowear ich euch erst vor kurzem vorgestellt habe, hat allerdings nicht nur viele Ideen, sondern realisiert diese auch noch. Wie das alles klappen kann und was das mit Kochen und der eigenen Badewanne zu tun habt, erfahrt ihr im Interview.
Strunk Clothing, Studio Hertzberg, Doodlestowear und Woodstories – wie viele Stunden hat eigentlich dein Tag?
Also ich wünschte, er hätte mehr und ich wäre nie müde. Aber ich schätze ich hab genauso viele Stunden wie alle anderen, nur arbeite ich wahrscheinlich viel, wie wohl die meisten Selbstständigen. Aber mittlerweile habe ich sogar fast jedes Wochenende frei, denn es ist wichtig, andere Dinge zu tun, die nichts mit der Arbeit zu tun haben.
Mit was verbringst du dann deine freien Wochenenden?
Mit ganz einfachen Dingen wie Spazierengehen, mit Freunden Skat spielen und um die Häuser ziehen, aus Berlin rausfahren, Ausstellungen besichtigen – alles ist immer ein wenig abhängig von den Jahreszeiten. Jetzt gerade regnet es so viel, da würde ich dann mal ins Kino gehen oder auf Konzerte. Im Sommer bin ich jeden Tag im Schwimmbad, auch wenn nur kurz rein, raus, 10 Minuten in der Sonne braten und dann wieder zurück in den Laden.
Du machst Männermode und Kinderklamotten, bist an zwei Läden beteiligt. Was macht dir an dieser Vielfalt am meisten Spaß?
Ich glaube, es ist genau diese Vielfalt. Nur eine Sache kontinuierlich zu tun entspricht nicht meinem Character. Und um nicht gegen ihn ankämpfen zu müssen, mache ich einfach vier Dinge und er ist zufrieden. Zum Beispiel im Studio Hertzberg macht es mir total Spaß, mit den Mädels bei verschiedenen Events mal einen über den Durst zu trinken und im Laden zu tanzen. Die Atmosphäre und der Enthusiasmus, den die Mädels haben ist super – ich freue mich zu sehen, wie sie sich entfalten und ihre Labels entwickeln. Das ist schön.
Bei meinem Männerlabel STRUNK – ich arbeite gerade auch an einer Kollektion für Frauen – gefällt mir total, wenn die Kunden happy sind und ihnen gefällt, was ich mache. Das macht mich auch happy. Wood Stories mache ich mit einer Freundin zusammen und wir sind da noch in den Kinderschuhen und finden gerade heraus, wer eigentlich unsere Kunden sind und was sie wollen. Wir verkaufen nur nachhaltige und/oder lokal hergestellte Labels aus ganz Europa. Da macht es am Meisten Spaß, Labels zu finden und zu recherchieren, was es so Neues gibt.
Und auch Doodlestowear ist noch sandkastentauglich. Das Label habe ich auch mit einem Freund gegründet und am meisten Spaß macht mir zu sehen, was wir so an neuen Kinderzeichnungen bekommen und diese dann als Kleid oder Shirt zu sehen. Jede Kritzelei sieht cool aus und ist so persönlich.
So, jetzt muss ich aber noch sagen, was mir keinen Spaß macht – Bürokratie und Marketing. Ich mache das natürlich, aber gerade Marketing ist nicht mein Ding.
Was nervt an der Bürokratie am meisten?
Ich glaube es nervt mich so, weil ich meine Steuererklärung selber mache. Dafür habe ich aber einen Überblick und das finde ich auch ganz gut. Aber es ist einfach unlustig und nervig. Trotzdem bin ich sehr froh in einem Land zu leben, indem es sowas gibt und dadurch die Korruption im Vergleich zu vielen anderen Ländern sehr niedrig, bis nicht vorhanden ist und das ganze System so gut funktioniert. Das ist also meckern auf sehr hohem Niveau.
Deine kreativen Ideen entstehen in Neukölln. Was macht diesen Raum zwischen Sonnenallee und Karl-Marx-Straße für dich aus?
Die Ecke ist sehr spannend, weil hier alte Bauernhöfe und Scheunen auf Shishabars und vegane Supermärkte treffen. Ich weiß nicht, wie sehr mich die Umgebung beeinflusst, denn ich muss sagen, die meisten Ideen habe ich während dem Kochen, wenn ich meine Haare föhne oder in der Badewanne liege oder schwimmen gehe. Das Gehirn ist ja ständig am Rödeln. Auf den Straßen finde ich es meistens zu trubelig, um klare Gedanken zu fassen.
Bei was kannst du am besten abschalten?
Das fällt mir schon schwer, muss ich sagen, das Hirn hat ja ständig und immerzu was zu melden, aber am besten beim Yoga oder wenn ich mit Leuten zusammen bin und es um andere Dinge geht, also nicht um Arbeit.
Bei so vielen Ideen – auf was können wir uns in den nächsten 12 Monaten so freuen?
Uff, also im Moment bin ich erstmal bedient. Ich arbeite gerade an einer kleinen Frauenkollektion und bei den doodles soll es in Zukunft auch noch weitere Produkte geben. Doch auch Pläne privater Natur sind auf meiner To-Do-Liste, wie zum Beispiel hätte ich gerne irgendwann das Privileg, eine Weltreise zu machen und einen Roman zu schreiben. Aber vielleicht kombiniere ich die beiden Dinge, denn nur eine Sache, ist mir ja nichts.
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Lea Strunk