Ein Ort, wie ein Sinnbild für Berlin und seine stete Unruhe. Ein Ort, wie ein Abziehbild von Klischees über den steten Wandel einer Weltmetropole, die nie zur Ruhe kommt – und dies offensichtlich auch gar nicht möchte. Ein Ort, der Altes symbolisieren soll und doch so sehr für die nicht nur beim parteiischen Beobachter Kopfschütteln verursachende städtebauliche Politik und deren Architektur steht: Herzlich Willkommen auf der Großbaustelle „Berliner Stadtschloß“ in Mitten des Touristen gefluteten Abschnitts zwischen Fernsehturm am Alex und dem Brandenburger Tor, gegenüber dem Lustgarten und dem Berliner Dom. Hier tummelten wir – René und ich – uns am Samstag herum und fingen nicht nur die virbrierende Stimmung kurz vor dem „Oper für alle“-Open Air am Gendarmenmarkt ein, sondern setzten auch mein Lieblingsoutfit von Rotholz aus Potsdam in Szene.
Das Berlin Stadtschloss war einmal das dominierende Bauwerk in der Mitte Berlins. 1442 in Auftrag gegeben galt es als ein Hauptwerk des norddeutschen Barocks. Während des Zweiten Weltkriegs brannte das Schloss bis auf den Nordwestflügel aus. Nach dem Ende des Krieges stand das Berliner Stadtschloss bzw. das, was davon übrig blieb, immer wieder im Mittelpunkt von politischen Kontroversen. Im März 1951 wurde das letzte Stück vom Berliner Stadtschloss dem Erdboden gleich gemacht – durch Sprengungen der damals politisch Regierenden. 62 Jahre später, im März 2013, begannen die Bauarbeiten am neuen „Berliner Schloss – Humboldtforum“, wie das Bauwerk nach dem gleichnamigen Verein nun heißt, begonnen.
Das Besondere an der Baustelle ist sein Momentum. Unten hui, oben pfui – damit würde man dem Bauwerk sicherlich nicht ganz gerecht werden. Aber es ist schon ein einmaliges Schauspiel, das Zusammenwirken von massivem Beton und einer alt anmutenden Fassade, die dem Beton einfach nur „aufgeklebt“ wird. Bei den Unsummen, die im Gespräch für die Baukosten sind, hätte man aus meiner Sicht sicherlich etwas mehr Wert darauf legen können, auf welchem historischen Kontext das Berliner Stadtschloss einmal errichtet wurde. Blendwerk hätte es dafür eigentlich nicht bedurft, aber: Wer sind wir, die Bürger Berlins, schon im Vergleich zu den wohlfeilen Ästheten, die für diesen Entwurf votiert haben?
Genug der Lästerei – wir haben ja noch Ernsthaftes heute mit euch vor. Rotholz aus Potsdam habe ich euch vor wenigen Wochen schon einmal vorgestellt. Sie haben mich mit einem toll illustrierten Lookbook für ihre SUNA-Kollektion vom Hocker gehauen. Ziemlich schnell wurde in den Gesprächen mit dem Label klar, dass ich gerne einmal eine Kombination meiner Lieblinge aus den bisherigen Kollektionen zeigen und ein Rotholz-Outfit zusammenstellen möchte.
Deswegen schnappte ich mir
- das Japan Reduced Eco Shirt – ein klassisch geschnittenes, bordeaux-meliertes T-Shirt aus 100 Prozent gekämmter Bio-Baumwolle – in dessen Stoff weiße Stoffflusen eingewebt wurden,
- die „Monsieur Pomme“-Bomberjacke – eine Jacke aus 80 Prozent gekämmter Baumwolle sowie 20 Prozent Polyester (320g/m²) – im lässigen Schnitt aus hochwertigem Sweat-Stoff mit dem Motiv des saftigen Apfels mit den viel zu dünnen Beinen von Künstler und Grafiker Aljoscha Höhborn sowie
- die 5-Panel-Cap Scuffed Grey mit gewebtem Logo-Label auf der Vorderseite
und ließ mich von René wieder von der einen zur anderen Seite, von einem Motiv zum nächsten schieben (ich mag das ja). So landete ich direkt neben Marx und Engels, wohnte einer besonderen Kunstperformance bei und durfte einen Selfie Stick samt Paar dahinter beäugen (in diesen Genuss komme ich, als Neuköllner, nicht alle Tage). So konnte ich mein Rotholz-Lieblingsoutfit nicht nur eine Runde durch die Berliner Sonne spazieren tragen, sondern es entstand auch die erste sehr kurzweilige Mini-Folge von ZQDRT. Da möchte man doch gleich in einen saftigen roten Apfel beißen – wenn er, ja wenn er nicht auf seinen dünnen Beinen einfach schnurstracks davonlaufen würde.
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: René Zieger
1 Kommentar
KommentierenLovely blog, lovely photos, but somewhat inaccurate with regards the Stadtschloss. The facade isn’t ‚glued‘! There is the half-metre thick inner concrete shell, the insulation layer, and then the half-metre thick outer brick & sandstone shell. These proportions replicate the original one metre thick all-brick and sandstone construction (to enable correct room proportions for any restoration of interiors in the future), but if you removed the inner shell, the outer shell could actually stand by itself. Not glued. ;-) Also: if you look on a map of 1400, you’ll see something remarkable…there is no Berlin apart from the schloss. The Schloss doesn’t just stand in Berlin: it *is* Berlin! Its very seed and heart. One last thing: most people don’t realise that Charlottenburg was in the same condition at the end of the War as the Berlin Stadtschloss was before it was demolished. Would you quibble about Charlottenburg? It’s all new too!